Philosophisches zur Schnittstelle Sprache...
Denkt man nach über die Abgründe dessen, was wir die menschliche Seele nennen, so haben wir die Wahl, uns krank machen zu lassen oder tiefe Ehrfurcht zu empfinden vor der Auswahl und Vielfalt dessen, was wir hier vorfinden. Bunter als die Regale eines jeden Warenhauses liegen hier Gefühle, Gedanken, Empfindungen, Werte und Erinnerungen. Manche davon sind bekannt und wohlsortiert, andere kaum erkennbar in großen Stapeln und Wühltischen verborgen.
Während wir aber mehr oder minder freien Zugriff auf unser eigenes Warenhaus haben, sind uns die Türen zu den inneren Welten anderer Menschen verschlossen. Wir haben kaum andere Möglichkeiten des direkten Austauschs zwischen zwei Menschen als die Verwendung von Wort und Sprache. Suchen wir einen Zugang zur Gefühlswelt eines Anderen, bleibt uns nur das Gespräch. Es ist ein ungenügendes Werkzeug, müssen doch Gefühle, Hoffnungen, Ängste und Bedürfnisse immer übersetzt werden. Übersetzt in Sprache, gegossen in Wörter und Sätze. Wie ungenügend wird der eloquenteste Wortschatz, wie hölzern die ausgefeiltesten grammatischen Konstrukte schon wenn wir versuchen, einfachste Gefühle zu beschreiben. Niemals wird es mir beispielsweise gelingen, die Mischung aus Unbehagen, Erinnerungen und Gedanken zu beschreiben, die mich bei dem knarzenden Geräusch von Skischustapfen im Schnee überkommt. Seit ich klein war fuhr meine Familie jährlich mit mir in den Winterurlaub. Das Geräusch der Skischuhe im kalten Schnee erinnert mich also an mich selber, wie ich – mal freudig, mal müde jammernd als Kind und Heranwachsende morgens früh vom Auto zum Skilift gelaufen bin, mit Gewicht und Unhandlichkeit der Skiausrüstung kämpfend. Es ist ein Geräusch, das nur hierher, in den Skiurlaub, gehört, dessen ausgelöste Erinnerungen und Assoziationen scharf begrenzt und gerade darum stark sind. Kälte draußen, klare Luft, die Familie im Urlaub, das Skifahren und vieles mehr. Gleichzeitig empfinde ich das Geräusch als solches als unangenehm, so wie eine auf der Tafel quietschende Kreide. Es bringt vielleicht dadurch neben den schönen Urlaubsassoziationen verstärkt die unangenehmeren meiner Skiurlaubserinnerungen an die Oberfläche – wie das schwere Schleppen von Skiern und Stöcken den Hang hinauf zum Lift.
Wie ausführlich habe ich nun den Versuch begonnen, meine Gefühle bei einem kleinen Geräusch zu beschreiben, und wie kläglich ist das Scheitern. Nie werde ich jemandem , der meine Erinnerungen nicht teilt, der nicht sehr Ähnliches empfindet, diese Gefühle mit Hilfe von Sprache erschöpfend vermitteln können. Und jemand, der ähnliches Erlebt hat? Auch der wird meine Gefühle nicht verstehen, weil er meine Ausführungen versteht, sondern weil er seine eigenen, zu meinen Ausführungen passenden Gefühle darin wieder erkennt oder wiederzuerkennen glaubt und dann vermutet, dass ich genau das gemeint habe.
Wenn mir jemand erklärt, frisch verliebt zu sein, dann kann ich aus meinem Erfahrungsschatz heraus behaupten, in etwa zu wissen, was derjenige empfindet, aber ich kann mich dabei auch sehr täuschen.
Wir haben keine Möglichkeit, Empfindungen und Gefühle erschöpfend und wahr auszutauschen, wir haben nur die unzureichende Schnittstelle der Sprache. Wenn wir diese allerdings nutzen, uns bemühen zu verstehen und mit zu empfinden, wenn wir unsere Erfahrungen einbringen, aber nicht übersülpen, von unseren Empfindungen ausgehen, aber nicht daran fest verharren, dann ist es uns möglich, wirklich nachzuvollziehen, wie es jemandem anderen geht, was derjenige fühlt und empfindet. Ich denke, diese Fähigkeit macht es uns erst möglich, außerhalb unserer eigenen, doch oft so beschränkten Gedankenwelt neue Möglichkeiten, unbekannte Zusammenhänge kennen zu lernen und schließlich doch kleine verstohlene Blicke in fremde Kaufhäuser, fremde Gedankenwelten werfen zu können.
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Wenn sauer lustig macht, was tut bitter?
Ich bin oft erstaunt, wie verbittert Menschen sein oder zumindest wirken können und frage mich dann, wie sie so geworden sind und was ich tun kann, nicht so zu werden...
Nun stehe ich selber da und bin der Meinung, dass die Lektion, die mir das Leben gerade verpassen will eigentlich nur lauten kann "Vertraue nicht. Du wirst eh enttäuscht." und ähnlich Verbitterndes. Was also tun? Wohin wenden?
Wenn Verbitterung das Mittel ist, so lautet meine Frage: Was bringt es mir?
Ich glaube, Verbitterung schützt mich nicht vor der Enttäuschung am Ende. Sie verhindert nur die Freude davor.
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draufschau dreinschau er & sie gesucht & gefunden Kükerich ordnung & arbeit was mir fehlt
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wünsche
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Erstaunlicherweise kann...
Erstaunlicherweise kann man anscheinend mit viel Willen...
by schnatterinchen (6. Mai, 16:01)
hmmmnaja... eigentlich...
hmmmnaja... eigentlich schon, denke ich. War jetzt...
by schnatterinchen (6. Mai, 15:54)
sehr treffend!
sehr treffend!
by surety (6. Mai, 13:34)
interessante Gedanken,...
interessante Gedanken, die mich zu einem kräftigen...
by surety (6. Mai, 13:33)
besser keine Glückwünsche?!?
besser keine Glückwünsche?!?
by surety (6. Mai, 13:29)
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